Risikoaufklärung

Auch bei einer psychotherapeutischen Behandlung kann es „Risiken und Nebenwirkungen“ geben. Dabei ist das Tempo und die Intensität (also die „Dosis“) der Behandlung stets auf Ihre individuellen Bedürfnisse angepasst, dennoch kann es nach Therapiebeginn zu einer sog. „Erstverschlechterung“ kommen.

Das bedeutet, dass es Ihnen tatsächlich erstmal schlechter gehen kann, weil Sie z.B. zum ersten Mal über emotional belastende Themen sprechen. Wenn Sie im späteren Therapieverlauf Veränderungen wagen, kann es ebenfalls durchaus passieren, dass es Ihnen manchmal schlechter geht als vor der Therapie. Generell handelt es sich dabei um typische Therapieverlaufsprozesse.

Vertrauen Sie dabei auf Ihre Therapeutin*, sie hilft Ihnen, diese Schwierigkeiten zu bewältigen. Brechen Sie die Therapie nicht eigenmächtig ab, sondern besprechen Sie die Phasen der Stagnation, der Verschlimmerung, der Unlust usw. mit Ihrem Therapeuten, er ist Ihr Wegbegleiter.

Im Notfall

Der Mensch ist nun einmal „ein Gewohnheitstier“ und Neues lernen kostet viel Kraft.

Um das besser zu verstehen, hilft vielleicht die Metapher einer schlecht verheilten Wunde: Wenn nach einer erfolgten Verletzung keine „richtige“ Wundversorgung stattgefunden hat, ist die Wunde nur mäßig gut verheilt, sie macht immer wieder mal Probleme, nässt, entzündet sich, tut weh etc. In der Therapie schauen wir uns diese Wunden an und – erneut metaphorisch gesprochen – hilft es oft schon diesen Wunden Aufmerksamkeit zu widmen, sie zu pflegen, zu salben. Manchmal jedoch müssen sie auch nochmal geöffnet werden und ordentlich gesäubert, um zu verheilen. Das sind zweifelsohne schmerzhafte Prozesse, aber sie bereiten letztlich den Weg zur Gesundung. Sie sollten also den Nutzen zwischen kurzfristigen (Schmerz) und langfristigen (Chance auf Gesundung) Folgen für sich abwägen und prüfen, ob Sie aktuell bereit sind, sich auf diesen Prozess einzulassen.

Therapie ist demnach kein einseitiger Prozess, der Therapeut kein „Heilsbringer“. Ihre Motivation (Schmerz in Kauf zu nehmen) und aktive Mitarbeit (Wundversorgung) sind grundlegende Voraussetzungen für den Erfolg Ihrer therapeutischen Behandlung

"Die Brücke zwischen Erkenntnis und Veränderung wird durch Mut geschlagen."

Inanspruchnahme von Psychotherapie und der Abschluss von Versicherungen, Verbeamtung etc.

Im Idealfall haben Sie vor Inanspruchnahme einer psychotherapeutischen Behandlung bereits sämtliche für Sie relevanten Versicherungen abgeschlossen. Leider ist es so, dass z.B. Berufsunfähigkeitsversicherungen oft nicht mehr abgeschlossen werden können, wenn eine psychische Erkrankung vorgelegen hat. Manche Versicherungen schauen dabei 5 Jahre zurück, manche länger und Falschangaben oder ein Verschweigen kann zum Leistungsausschluss führen.

Auch gibt es Versicherungsverträge, die im Falle einer psychischen Erkrankung ihre Zahlungsleistung explizit ausschließen, auch das ist ein großer Nachteil, wenn man bedenkt, dass jeder dritte Bezug einer staatlichen Rente durch eine psychische Erkrankung bedingt ist.

Auch bei der Untersuchung beim sog. Amtsarzt kann (muss nicht: ist von der jeweiligen Person abhängig) eine (ehemals) bestehende psychische Erkrankung eine Hürde auf dem Weg zur Verbeamtung sein. Wichtig ist in solchen Fällen, dass Sie ehrlich und glaubhaft versichern, dass Sie an Ihrer Erkrankung erfolgreich gearbeitet und sie überwunden haben.

Der Gesetzgeber hat diese Missstände und Benachteiligungen bereits erkannt, aber Lösungen brauchen ihre Zeit und lassen leider auf sich warten. Bitte beachten Sie die genannten Aspekte, bevor Sie sich in therapeutische Behandlung begeben. Alternativ steht es Ihnen offen, die Therapie als Selbstzahler in Anspruch zu nehmen oder sich anderweitig nach Hilfen (Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen etc.) umzusehen.

Wichtig: Die ersten 7 Sitzungen (die 3 sog. Sprechstundensitzungen sowie die 4 sog. Probatoriksitzungen) sind diesbezüglich allerdings unkritisch und können auf jeden Fall in Anspruch genommen werden, ohne dass Sie Sorge haben müssen, Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.

*Zur besseren Lesbarkeit verwenden wir zufällig verteilt die weibliche oder männliche Schreibweise, angesprochen sind immer alle Geschlechtsidentitäten!